Das große Credo
Von Thomas Steierhoffer

Wir hören gerade „Popular
Problems“ von Leonard
Cohen, (P) 2014.
Und meine Eine sagt: „Dagegen
kann kein neumodischer Beatsänger
anstinken!“ Ich gehe mit ihr
konform und möchte noch darauf
hinweisen, dass sich das aktuelle
Album direkt an „Old Ideas“ von
2012 anschließt. Auch denke ich,
dass man diese beiden Alben
durchaus im Zusammenhang sehen
kann und muss. Cohen kommt
aber jetzt noch patriotischer daher
für Israel und für die Stadt der
Juden: Jerusalem! Wie sonst ist
es auch erklärbar, dass er diese
Stadt als eine Frau besingt, nicht
„it“ - nein - „she“! Und später
dann minimalistische Bluegrass-
Sounds gepaart mit der wohl
männlichsten Stimme in der Geschichte
der modernen Musik.
Hallelujah! Ein Album der ganz
großen Extraklasse, ein heiliges
Album!
Vielleicht wird es sein letztes großes,
sein ganz großes Credo sein?
Der 80-jährige Cohen singt von
den aktuellen Problemen seines
Volkes, die alt sind, uralt und aktuell
zugleich, und baut alle wichtigen
musikalischen Hintergründe
der freiheitlichen Kultur deutlich
erkennbar und dennoch minimalistisch
ein. Das ist Kunst! Kunst
und Schrift, Literatur und Musik
waren es nämlich, die das Überlebenselexier
des jüdischen Volkes
über die Jahrtausende ausmachten.
Und so ist es alles andere als verwunderlich,
wenn das letzte Stück
des Albums an den „Fiddler auf
dem Dach“ erinnert. Denn die
Geige war die Waffe der Schwachen,
deren Gedanken gerade in
den schwersten Stunden immer
bei jener Frau waren, die alle
Juden auf der ganzen Welt, egal
ob fromm und gut, ob säkular
und angepasst oder was auch immer
nur JERUSALEM nennen.
Leonard Cohen errichtet mit „Popular
Problems“ den 6 Millionen
und all jenen, die nachgeboren
wurden und werden, einen Tempel
aus Musik und Leidenschaft. Shema
ISRAEL, Dein Priester Leonard
baut Dir den Tempel aus
Feuer und Musik, aus Literatur
und Leidenschaft in der Stadt Davids,
in Jerusalem!