Unreines Tier im Schafspelz - „Das Schwein von Gaza“

Schweine sind in der Definition
des israelischen Rabbinats unreine
Tiere und dürfen den Boden
des heiligen Landes nicht betreten.
In keiner anderen Frage sind sich
Juden und Muslime so einig, wie
in der nach der Bestimmung dieser
Tiere. Weder der Verzehr ihres Fleisches,
noch ihre Zucht und Haltung
sind auch nur ansatzweise denkbar
in beiden Religionen. Und jetzt
das! Der Fischer Jafaar (Sasson
Gabai) ist ein Pechvogel: Statt endlich
den großen Fang zu machen,
geht er ständig leer aus. Nur Schund
und Abfall verfangen sich bei ihm
und eines Tages hat er sogar ein
Schwein im Netz, das in der Nachtzuvor
von einem Frachter gefallen
ist. Dem armen Jafaar bleibt also
nichts anderes übrig, als seinen
speckigen Fang auf dem schnellsten
Wege wieder loszuwerden. Um dabei
trotzdem gleich noch seine
klägliche Situation etwas zu verbessern,
beweist der findige Fischer
einen riskanten und überaus eigensinnigen
Ideenreichtum und lässt
nichts unversucht, seinen Handel
unter Dach und Fach zu bringen.
Es ist der Nahostkonflikt, an dem
sich der französische Regisseur
Sylvain Estibal mit seinem Debütfilm
abarbeitet. Schon 2004 hatte
er als Fotojournalist eine palästinensische
und eine jüdische Familie
in Hebron porträtiert, nun wagt er
sich auf das dünne Eis der Völkerverständigungskomödie.
Die erste
Filmhälfte ist dabei noch ziemlich
zäh und allzu gefällig geraten. Doch
je näher „Das Schwein von Gaza“
der Auflösung kommt, je respektloser
und schwärzer Estibals Humor
dabei wird und je weiter sich der
Regisseur vom politisch Korrekten
sowie vom naiven Pseudorealismus
verabschiedet, desto sicherer werden
seine Schritte und desto schärfer
formuliert er seine Botschaft. p-s