Dem Jazzpianisten Herbie Hancock zum 70. Geburtstag
Von Matthias Horwath

Am 12. April 2010
wurde der afroamerikanische
Jazzpianist und
Komponist Herbie Hancock 70
Jahre alt. Der aus Chicago stammende
Hancock ist ein Intellektueller,
gesegnet mit einem musikalischen
Elterhauses, einer frühen
Förderung und überdurchschnittlichem
Talent. Bereits im zarten
Alter von elf Jahren spielte er
zusammen mit dem Chicago Symphony
Orchestra das 5. Klavierkonzert
in D-Dur von Mozart.
Seine Liebe galt zunächst der Elektrotechnik
und Elektronik, bevor er
sich endgültig dem gründlichen
Musikstudium widmete. Mit der
ersten eigenen Platten-Veröffentlichung
beim renommierten Label
„Blue Note“ landete er seinen ersten
Jazz-Welthit „Watermelon
Man“.
Miles Davis holt Hancock mit 23
Jahren in seine Band und fördert
ihn nach Kräften. Bei Davis erhält
er später ein E-Piano. Ein kleines
Ereignis mit großen Folgen. Der
Höhepunkt und Abschluss bei
Davis wird das Mitwirken am Album
„Bitches Brew“ sein. Hancock,
beeindruckt von Woodstocks
Funkmusiker Sly Stone geht nach
der Trennung von Davis zwei
Wege, die aber nicht voneinander
zu trennen sind. Er spielt weiterhin
Modern Jazz mit Musikern aus
Miles’ Dunstkreis und bringt
andererseits die afroamerikanische
Popularmusik mit unglaublich
coolen und endlos wirkenden
Soundteppichen aus schwerem
Samt zum Kochen. Die Musik
erhält eine neue Funktion: Sie wird
vom Objekt des reinen Zuhörens
zum reich ornamentierten Priestergewand
eines schwarzen Voodoos.
Der ewig jung- und gutaussehende
Jubilar wird Anfang der siebziger
Jahre das epochale Album „Head
Hunter“ auf den Markt werfen,
umgarnt von weiteren Alben dieser
Klasse. In wirtschaftlich düsteren
Zeiten wird er Jingles für die Industrie
machen und Filmmusiken
schreiben. Ohne Hancock erscheint
die gesamte moderne Black Music
einschließlich Rap und Hip Hop
undenkbar. Den weißen Rassismus
dreht er zum schwarzen Kult um.
Dabei wird sein Verhalten mitunter
als rassistisch bis faschistoid gegeißelt
werden. Er bekennt sich zum
Buddhismus und überschreitet
Grenzen zwischen Jazz, Klassik
und Pop. Ein Album mit Bill Laswell
- „Future Schock“ - erscheint
auch im Osten, beim Prager Label
„Supraphon“. Bei „Amiga“ wird
ein Auszug aus dem vierhändigen
Klavier-Album, bei dem er mit
Chick Corea Bela Bartoks „Mikrokosmos“
einspielt, veröffentlicht.
Herbie Hancock ist seit 1968 mit
einer gebürtigen Stendalerin verheiratet.