Die 50 besten Alben aller Zeiten - Platz 47: „Horses“

Am 13. Dezember 1975 änderte sich die
Welt des Rock’n’Roll fundamental. Die
1946 geborene Amerikanerin Patti Smith
trat mit ihrem Debütalbum „Horses“ auf den
Plan und läutete das ein, was später Punk-Rock
genannt werden sollte. Im Opener des Schlüsselalbums,
„Gloria: In Excelsis Deo“ heißt es: „Jesus
Died For Sombody’s Sins, But Not Mine ...“
Welcher Sünde sollte sich die junge Patti auch
strafbar gemacht haben? Vielleicht der Tatsache,
dass sie im legendären „Rockpalast“ ob der Vibrationen
ihrer eigenen Stimme und der klatschenden
Rhythmen ihrer großartigen Band on
stage einen Orgasmus erlebte und sich hinterher
recht peinlich berührt bei den tobenden Fans
entschuldigte? Wohl kaum, denn in ihrem androgynen
Wesen materialisierte sich in jener Nacht
vom 21. auf den 22. April 1979 in der Essener
Grugahalle wie sonst nur sehr selten der alte
Slogan „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“. „Keep
Cool! Keep Cool!“ ermahnte sie hernach einer
Schamanin gleich die zumeist männlichen Fans,
die es mehr als drängte, zu Patti auf die Bühne
zu steigen und die zerbrechliche Sängerin mit
den vielen Bässen in der Stimme wenigstens
einmal im Leben in die Arme zu nehmen.
Bei ihrem Debüt strotzte Patti Smith vor überschüssiger
Energie. Sie war ernsthaft darauf aus,
hohe Kunst und eine simple Spielart des Rock’n’Roll
zusammenzuführen. Das Ergebnis, ihre freie Form
von Poesie vermischt sich mit Versionen von
"Gloria" und "Land Of A Thousand Dances". Das
Album dreht sich im wesentlichen um zwei anspruchsvolle
Stücke, zu denen auch die dreiteilige
Suite "Land" gehört. Die Arrangements werden
von Richard Sohl am Klavier begleitet. Bei „Horses“
ging es im wesentlichen um Patti Smith selbst, um
das Volumen ihrer Stimme, ihre Intelligenz und
ihre Außenseiterrolle. Das aktuelle Album „Banga“
ist nach einem Hund in Bulgakows „Der Meister
und Margarita“ benannt. In ihren Texten zitiert
die Poetin Blake, Gogol und Rimbaud. ts.