Die „Biermösl Blosn“ sagen Servus
Von Thomas Steierhoffer

Manchmal erfährt man die
wirklich wichtigen Dinge
tatsächlich aus dem Radio.
So auch in diesem Fall. Auf
dem Weg zur Redaktionskonferenz
nach Dresden hörte ich vor einigen
Wochen den „Deutschlandfunk“.
Es war ein Samstag, und die „Biermösl
Blosn“ brachten eine knappe
Stunde lang ihre Lieblingssongs
zu Gehör. Mit dabei waren natürlich
auch ihr alter Wegbegleiter Ringsgwandl
und das große Vorbild aller:
Bob Dylan. Kreuz und quer ging
es durch die musikalischen Stilrichtungen,
Michael Jackson kam
ebenso zur Ehre wie der „Taubenvergifter
im Park“ Georg Kreisler.
Soweit so gut, die meist lustigen
Kommentare der Brüder konnte
letztlich doch nicht über die Trauer
hinweghelfen, die mit dem gleichzeitig
angekündigten Ende des
bayerischen Trios all jene natürlich
erfasst, die Freude hatten an der
Art, wie die „Biermösl Blosn“ der
Politik (vorrangig der CSU) und
der Kirche (vorrangig der katholischen
Fraktion) den Spiegel vor
die Nasen hielten. Jetzt ist es also
heraus. Die „Biermösl Blosn“ lösen
sich nach 35 Jahren Zusammenarbeit
auf, und es waren wirklich
sehr schöne, erfüllte 35 Jahre!
Auf ihrer Internetseite erklärt die
Band: Aber, daß wir drei uns als
Gruppe trennen ist halt einmal,
unter dem Aspekt der Vergänglichkeit
aller Dinge betrachtet, ein ganz
normaler, wenn auch schmerzhafter
Vorgang.
Jeder von uns verändert sich und
wird älter. Dabei denkt man sich
für die verbleibende Zeit, was will
ich noch machen, was steht an und
mit wem kann ich das, was ich
noch vorhabe am besten und angenehmsten
verwirklichen.
So werden wir mit unseren drei
Wellkürenschwestern und unserem
Bruder Karli im Februar nächsten
Jahres an den Münchner Kammerspielen
ein Stück, „Fein sein, beinander
bleiben“ unter der Regie
von unserem hochgeschätzten
Freund Franz Wittenbrink herausbringen.
Der Gerhard Polt, andere
Geschwister, Freunde und Kollegen,
sowie unsere Mutter werden sich
als Gäste auf der Bühne abwechselnd
einfinden. Genauso werden
wir zusammen mit Karli ab und
zu, auch im Verbund mit dem Gerhard
die Bühnen in Eurer Umgebung
heimsuchen. Ich (Stofferl)
für meinen Teil habe vor, mich
auch wieder mehr der klassischen
Musik zuzuwenden und die Well-
Buam werden, solange sie noch
frisch und gesund sind, weiterhin
unverdrossen für Euch zum Volkstanz
aufhupen.
Wir wollen Euch, das ist eigentlich
der wichtigste Anlass unseres
Schreibens, von Herzen danken,
daß Ihr uns so lange die Treue gehalten
habt. Bei jedem, wirklich
bei jedem Auftritt haben wir es
unglaublich genossen für Euch zu
singen, platteln, jodeln und zu musizieren.
Euer Zuhören und Lachen
war und ist die größte Auszeichnung,
die uns je zuteil wurde!
Und vielen Dank für Eure Einträge
und Anregungen im Gästebuch!
Wir haben sie immer sehr gerne
und neugierig gelesen.
Auch unserem Web-Master Christian
Schuster möchten wir ganz
herzlich für seine hervorragende
Arbeit danken! Er war und ist ein
guter Freund und Ratgeber für uns
drei.
Also, nix für ungut und frei nach
Hesse geschrieben: „Jedem Neubeginne
wohnt ein Zauber inne.“
Wenn Ihr enttäuscht seid, versucht
uns zu verstehen, und wenn Ihr
bei einem Konzert von einer unserer
neuen Formationen vorbeischaut,
freuen wir uns wirklich sehr über
unser Wiedersehen!
Die „Biermösl Blosn“ waren eine
bayerische Musik- und Kabarettgruppe,
die 1976 von den Brüdern
Hans, Christoph und Michael Well
gegründet wurde. „Biermösl“ ist
abgeleitet von Beerenmoos, ein
Teil des Haspelmoors im Landkreis
Fürstenfeldbruck. „Blosn“ (Blase)
ist ein bayerischer Begriff für Clique.
Die Gruppe verband bayerische
Volksmusik (Stubnmusi) und
Mundart mit politischen und satirischen
Texten und wird daher zum
Bereich der Neuen Volksmusik gerechnet.
Die „Biermösl Blosn“ sahen im
Kraudn Sepp (1896–1977) aus
dem Isarwinkel ihr besonderes Vorbild.
Die Gruppe arbeitete häufig
mit Georg Ringsgwandl und vor
allem mit Gerhard Polt zusammen
und trat gelegentlich in der ARDSendung
„Scheibenwischer“ auf.
Weitere Musikprojekte aus dem
Kreis der Well-Familie sind beispielsweise
die „Wellküren“ oder
die „Well-Buam“, die sich die Wiederbelebung
der authentischen
bayerischen Volks(tanz)musik zur
Aufgabe gemacht haben.
Die Mitglieder der „Biermösl
Blosn“ entstammen der 17-köpfigen
Familie des Schulmeisters Hermann
Well aus dem Dorf Günzlhofen
bei Fürstenfeldbruck: Christoph
Well studierte Trompete und war
Solotrompeter bei den Münchner
Philharmonikern. Michael Well hat
eine Ausbildung zum Solotubisten
und Baritonisten absolviert, ebenfalls
bei den Münchner Philharmonikern.
Hans Well, der Germanistik
und Geschichte studierte,
war hauptsächlich für die Texte
der Gruppe verantwortlich.