Dylan auf Sinatras Spuren
Von Gabriele Heuze

Was haben Bob Dylan
und Frank Sinatra gemeinsam?
Richtig, sie
können beide singen. Das kann
man spätestens dann feststellen,
wenn man das im Februar 2015
erschienene Album von Bob Dylan
„Shadows in the night“ hört. Hier
zeigt Dylan, dass ein Musiker
sich immer weiter entwickeln
kann. Und das hat er getan.
Für die Einspielung dieses Studio-
Albums singt Dylan zusammen
mit einer kleinen Begleitcombo.
Die Musiker spielten 23
Stücke ein, 10 davon finden sich
auf diesem Album wieder. Diese
Stücke wiederum sind unbekanntere
Aufnahmen aus Frank Sinatras
Repertoire, aufgenommen in den
1950er Jahren.
Bei der Veröffentlichung des Albums
äußerte sich Bob Dylan dahingehend,
dass es sich bei „Shadows
in the Night“ nicht um ein
Coveralbum handelt, sondern um
neue Interpretationen der Songs.
Und dies ist ihm gelungen. Dylan
weiter: So etwas wollte er schon
seit Langem machen, er es sich
jedoch lange Zeit nicht getraut
hatte, große Orchesterstücke neu
zu arrangieren für eine kleine
Combo. Es war für ihn eine Ehre,
die Sinatra-Songs mit seiner Stimme
neu einzuspielen.
Als ich das Album zum ersten
Mal hörte, dachte ich einfach nur
„Wow“. Bob Dylan ist es mit seiner
Interpretation der Songs gelungen,
eine Zeit wieder lebendig
werden zu lassen, die man aus
den alten Sinatra Filmen kennt.
Ich habe die Bar vor mir gesehen
mit der kleinen Bühne, ein Sänger,
der mit leicht rauchiger Stimme
Songs vorträgt, die an vertonte
Gedichte erinnern. Eine Band, die
mit ihren Arrangements diese
Stimme hervorragend unterstützt.
Dylans Angst war völlig unbegründet.
Es ist ihm gelungen, die
Sinatra-Songs so zu gestalten,
dass man Sinatra vielleicht erahnen
kann, der Begriff „gecoverte“ Sinatra-
Songs sich ganz von selbst
verbietet. Es sind eigenständige
Songs, die das Album hörenswert
machen.