Ein Meisterwerk
Ein Interview von Thomas Steierhoffer
„Savannah“ von der Hansi Biebl Band (P) 1975 wurde in der
DDR eingestampft. Doch durch den Zufall einer falschen Labelung
im Archiv vom VEB Amiga konnten die Mastertapes gerettet
werden und nach der Wende auch auf Vinyl erscheinen. Der
Gitarrist Eberhard Klunker erinnert sich

PANKE-SPIEGEL: Das Album
„Savannah“ von der Hansi Biebl
Band gehört zu den besten Einspielungen,
die jemals in der DDR
gemacht wurden. Welchen Anteil
hast Du selbst an diesem Meisterwerk?
Eberhard Klunker: Ich war einer
der beiden Gitarristen, hatte Anteil
an allen Kompositionen und Arrangements.
Mein Stil unterschied
sich hinreichend von Hansi Biebl`s
Art, Gitarre zu spielen. Eher jazzorientiert,
hatte ich teilweise die
Funktion eines Keyboards übernommen.
PANKE-SPIEGEL: Warum wurde
„Savannah“ nie von Amiga veröffentlicht?
Eberhard Klunker: Die Aufnahmen
entstanden im Mai 1975, kurz
vor meiner und Olaf Wegeners
Flucht im September 75. Dannach
war es natürlich für die Kulturentscheider
keine Option mehr.
PANKE-SPIEGEL: Du selbst und
der Schlagzeuger der Band haben
die DDR über die Ostsee verlassen.
Wie kam es zur abenteuerlichen
und lebensgefährlichen Flucht in
einem Schlauchboot?
Eberhard Klunker: Uns war es
damals etwas eng in der DDR,
man wurde gegängelt, hatte immer
mit den selben Leuten zu tun. Mief
und Muff haben uns vertrieben.
Es zeichnete sich auch ab, dass
die Hansi Biebl Blues Band in eine
Richtung gedrückt werden sollte,
die uns nicht gefiel. Den Sozialismus
schön singen wollten wir nicht.
PANKE-SPIEGEL: Welche musikalischen
Vorbilder hast Du? Welche
Elemente flossen in das Album
„Savannah“ ein?
Eberhard Klunker: Das sind viele,
mir gefällt gute Musik immer, egal
wer sie macht. Lebenslange Vorbilder
sind Jimi Hendrix, Django
Reinhardt, John Lennon, Bob Dylan,
Keith Jarrett und noch einige
mehr.
Im Album „Savannah“ findet sich
unser damaliger Beitrag zur Fusion-
Bewegung. Vorbild war die polnische
Gruppe SBB, mit der wir
auch befreundet waren. Die brachten
damals eine unglaubliche Energie
auf die Bühne. Josef Skrzek
(der Bandleader) hat übrigens bei
uns im Proberaum den Schluss des
Titels“ 15 Uhr 16“ komponiert, als
wir ihn darum baten. So ist er auch
auf dem Album. Einflüsse waren
natürlich auch Mahavishnu, Return
To Forever, Weather Report; aber
auch Blueskünstler wie J.B. Lenoir
und John Lee Hooker.
PANKE-SPIEGEL: Gibt es noch
Kontakte zu Hansi Biebl? Was
macht er heute?
Eberhard Klunker: Ja, wir haben
noch Kontakt und reden mitunter
über Musik und andere Dinge. Leider
spielt er nicht mehr Gitarre. Er
singt im Chor der Komischen Oper
und komponiert Kammermusik.
PANKE-SPIEGEL: Welche eigenen
Projekte bestimmen heute Deinen
Alltag?
Eberhard Klunker: Ich arbeite
ständig mit der Sängerin Christiane
Ufholz zusammen. Außerdem mache
ich jazzorientierte solistische
Gitarrenmusik, arbeite auch an einem
Solo-Album. Man kann einige
Videos von mir im Netz finden.