Merci Chérie - Zum Tod von Udo Jürgens
Von Peter Lachnit

Was haben Udo Jürgens
und Conchita Wurst gemeinsam?
Beide haben
den Eurovisions-Songcontest für
Österreich gewonnen und sind
beziehungsweise waren schillernde
Figuren, wenngleich generationsbedingt
auf eine andere Art und
Weise. Der Entertainer Udo Jürgens
ist doch etwas überraschend
knapp nach seinem 80. Geburtstag
verstorben. „Mitten im Leben“,
wie sein letztes Album und seine
neueste Konzerttournee hieß, die
nur einen Auftritt zuließ.
Udo Jürgen Bockelmann erblickte
am 30. September 1934 in Klagenfurt/
Österreich das Licht der
Welt und wuchs im elterlichen
Schloss Ottmanach in Kärnten
auf. Das erste Instrument war eine
Mundharmonika, doch bald war
seine Liebe das Klavier und nach
dem Ende des 2. Weltkrieges der
Jazz und amerikanische Vorbilder
wie etwa Duke Ellington, Count
Basie oder Benny Goodman. 1956
bekam er seinen ersten Plattenvertrag
bei Helidor/Polydor und
der Titel „Es waren weiße Chrysanthemen“
wurde ein Riesenflop.
Danach nahm er den Künstlernamen
Udo Jürgens an, und in den
Sechzigern schwankte er zwischen
einer Schauspielkarriere oder einer
Musikerlaufbahn. In „Unsere tollen
Tanten“, „Unsere tollen Nichten“
oder „Drei Liebesbriefe aus
Tirol“ zeigte er sein fragwürdiges
schauspielerisches Talent.
Nachdem 1963 Polydor den
Schallplattenvertrag nicht mehr
verlängert, will Udo Jürgens seine
Sängerkarriere an den Nagel hängen.
H.R. Beierlein kann ihn umstimmen
und verpflichtet ihn für
seine Firma Montana. Gleich die
erste Platte „Tausend Träume“
wurde ein Hit in Österreich. Fortan
komponierte Jürgens auch für
viele deutsche Schlagerstars, wie
etwa Gus Backus, Gerhard Wendland
und Rex Gildo.
1964 trat Udo Jürgens erstmals
für Österreich beim „Grand Prix
Eurovision de la Chanson“ in Kopenhagen
an. Mit „Warum nur,
warum?“ erreichte er den 5. Platz.
1965 die zweite Teilnahme am
Eurovisionssongcontest in Neapel,
und mit „Sag ihr, ich lass sie grüßen“
landete er auf Platz 4. Ein
Jahr später sollte der entscheidende
Durchbruch folgen. Bei seinem
dritten Antreten auf der europäischen
Bühne des Songcontests
1966 in Luxemburg war „Merci
Chéri“ das Siegerlied und wurde
ein Welthit in über zwanzig Ländern.
Der Anfang eines jahrzehntelangen
Erfolges.
1967 wurde „Was ich dir sagen
will“ die meistverkaufte LP des
Jahres und es sollten die ersten
Live-Konzerte folgen. In Deutschland,
aber vor allem auch in Polen,
der DDR, Ungarn, der CSSR,
Bulgarien und Rumänien. Unter
anderen schrieb auch der Schriftsteller
Hans Hellmut Kirst Texte
für Jürgens.
1970 erhielt der Entertainer den
ersten „Bambi“ und es sollten
große internationale Auftritte folgen.
Etwa 1974 mit Shirley Bassey
vor 40.000 Besuchern im Maracana-
Stadion von Rio de Janeiro.
Mit „Buenos dias, Argentina“, der
Song 1978 gemeinsam mit der
deutschen Fußballnationalelf für
die Weltmeisterschaft aufgenommen,
wurde der größte Schallplattenhit.
In den Siebzigern nahm
Jürgens aber auch zunehmend sozialkritische
Songs auf, die bekanntesten
sind wohl „Ein ehrenwertes
Haus“ oder „Griechischer
Wein“.
Im Laufe der Jahre häuften sich
Auszeichnungen und Ehrenpreise.
Doch die Welt von Udo Jürgens
war die Konzertbühne. Der Charmeur
machte auch nie einen Hehl
daraus, dass er dem weiblichen
Geschlecht immer auch außerehelich
zugetan war. Als Protestsänger
im Smoking oder in seinem
weißen Bademantel bei den Konzertzugaben
sah er sich.
Nicht im gleisenden Rampenlicht
sondern in der Stille eines Waldes
schloss der meistgespielte deutschsprachige
Sänger der letzten Jahrzehnte
am 21. Dezember 2014
für immer die Augen. Er hat ein
enormes Lebenswerk hinterlassen.