Tatsächlich neue Musik gefunden
Von Thomas Steierhoffer

Es ist bekanntlich nicht einfach,
mir neue Musik
schmackhaft zu machen.
Meine Freunde wissen das und
stehen beispielsweise auf der Suche
nach Platten und CDs als Geburtstagsgeschenke
häufig vor
den Fragen: Was könnte dem beat-
Opa gefallen? Und: Was hat er in
der einen oder anderen Form noch
nicht?
Jetzt war ich zu Gast auf dem
Vier-Seiten-Hof meines langjährigen
Freundes „No Nishi“ in der
brandenburgischen Provinz. Auf
seinem DJ-Plattenspieler von
Technics drehte unter dem blauen
Ortofon-Concorde-System eine
Platte, die es mir sofort angetan
hatte. Was und wer ist das? Ruhige,
sehr minimalistische Musik gepaart
mit einer ganz besonderen
männlichen Gesangsstimme drang
raumfüllend aus den großen Standboxen
von Magnat. Wieder und
wieder spielten wir „Bon Iver“,
von denen ich bislang tatsächlich
noch nie etwas gehört hatte.
Wochen später musste ich dann
auf meiner Facebock-Seite schreiben:
„Brüder, heute ist es meinem
guten Freund No Nishi doch gelungen,
mich glücklich zu machen.
Gerade musste ich mich bedanken:
Norbibär, bin schwer begeistert
von Bon Iver. Es ist Dir tatsächlich
gelungen, etwas an mich heranzutragen,
das ich noch nicht kannte.
DANKE! Die sind sehr folkig
und traditionell im besten Sinne.
Dazu sehr angenehm virtuos und
independent, gepaart mit toller
Gesangsstimme. Spiele gerade
beide Alben auf BASF MiniDisc.“
Wer ist Bon Iver?
Doch wer ist Bon Iver? Bon Iver
ist ein US-amerikanisches Folkbeziehungsweise
Singer-Songwriter-
Projekt, dessen Hauptfigur der
Sänger, Gitarrist und Organist
Justin Vernon (* 30. April 1981
in Eau Claire) ist. Der Name Bon
Iver leitet sich aus dem Französischen
„Bon hiver“ (guter Winter)
ab. Bekannt wurde Bon Iver durch
das 2007 veröffentlichte Album
„For Emma, Forever Ago“, das
Vernon alleine in einer Jagdhütte
im US-Bundesstaat Wisconsin
aufgenommen hat. 2009 folgte
die EP „Blood Bank“. 2011 erschien
das zweite Studioalbum
„Bon Iver, Bon Iver“, welches
bei den 54. Grammy Awards im
Jahr 2012 die Auszeichnung als
bestes Alternativ-Album erhielt.
Außerdem wurde Bon Iver als
bester neuer Künstler geehrt.
Die melancholischen Songs von
Bon Iver sind sehr schlicht strukturiert,
bestehen meistens aus wenigen,
dezenten Gitarrenakkorden.
Der Sänger wechselt zwischen
emotionaler Brust- und hoher
Kopfstimme. Im Studio spielt Vernon
alle Instrumente selbst ein.
Er wurde live zuerst von drei weiteren
Musikern - Mike Noyce,
Sean Carey und Matthew
McCaughan - begleitet. Für die
Songs seines zweiten Albums
„Bon Iver, Bon Iver“ vergrößerte
er seine Bühnenmannschaft auf
fast ein Dutzend Musiker, darunter
Bläser und weitere Gitarristen.
Ende 2007 veröffentlichte Vernon
sein erstes Album „For Emma,
Forever Ago“ unter dem Künstlernamen
Bon Iver mit eigenen
Mitteln. Nur wenige hundert CDs
kursierten seinerzeit in regionalen
Musikgeschäften Wisconsins, bevor
Vernon Anfang 2008 ein Angebot
vom Independent-Label
Jagjaguwar erhielt, das das Album
einem größeren Publikum zuführen
wollte. So wurde Vernon
schließlich zuerst hier, später noch
bei 4AD Records unter Vertrag
genommen. Die Platte erzielte
große Erfolge beim Publikum und
bei Kritikern, und sowohl das Album
als auch die Single-Auskopplung
„Skinny Love“ erreichten
Gold-Status in den USA. Auf
der Internetseite „Metacritic“ hat
das Album eine Wertung von 88
zu 100 Punkten.
An der Produktion von „Bon Iver,
Bon Iver“ waren dann mehr Musiker
beteiligt als noch beim Debüt.
Darunter der Bass-Saxonophist
Colin Stetson und Gitarrist Greg
Leisz. Die musikalische Weiterentwicklung
wurde von Kritikern
und Fans positiv aufgenommen
und das Album landete auf mehreren
Jahresbestenlisten, unter anderem
auf Platz 1 der Besten 50
Alben 2011 der Website „Pitchfork“.
Auch der Musikexpress
wählte Bon Iver in seiner Bestenliste
auf Platz 4.
Nach einer längeren Auszeit veröffentlichte
die Band im Herbst
2016 ihr drittes Album, „22, A
Million“. Justin Vernon gab in
Interviews an, dass er zuvor an
Panikattacken und Depressionen
gelitten habe.
Die Musik auf dem Album stellte
eine erneute musikalische Weiterentwicklung
dar. Unter anderem
verwendet Vernon verstärkt Vocoder
zur Verzerrung seiner Stimme,
was viele Rezensenten auf
den Einfluss Kanye Wests zurückführen,
mit dem Vernon mehrfach
zusammengearbeitet hatte.
„22, A Million“ erhielt ebenfalls
überwiegend positive Kritiken,
unter anderem 8 von 10 Punkten
bei „plattentests.de“.
Der „Bon Iver Day“
Im Juli 2011 nahm der Bürgermeister
von Milwaukee, Tom Barrett,
den Beginn von Bon Ivers
Welttournee zum Anlass, den 22.
Juli zum offiziellen „Bon Iver
Day“ der Stadt zu machen. Begründungen
hierfür waren der internationale
Erfolg der Alben der
Band, gekoppelt mit einer tiefen
Verwurzelung mit Justin Vernons
Heimatstaat Wisconsin. Kurze
Zeit danach ernannte der Bürgermeister
von Vernons Heimatort
den 13. Dezember ebenfalls zum
offiziellen „Bon Iver Day“.
Meinem Freund „No Nishi“ ist
es gelungen, mir eine Band und
ihre Musik nahezubringen, die
ich bis dahin nicht kannte. Dafür
DANKE nochmals!