Wiedervereinigung zum Jubiläum - 35 Jahre POND
Von Thomas Steierhoffer

Selten, sehr selten nur ereilt den Freund elektronischer Musik
das Gefühl und der unmittelbare Eindruck, das Cover einer
Neuerscheinung vermittelt bereits graphisch die musikalische
Qualität der Scheibe, die noch jungfräulich zwischen Bildern
und Beilagen liegt! Paule „Mastermind“ Pond aus Schwanebeck
steht zu seinem Werk und vor allem zu sich selbst. Als Mensch,
als Musiker und als Künstler gleichermaßen. Egal, ob er eine
Sonnenbrille trägt, die Fäuste - einem Schwergewichtsweltmeister
gleich - zum Kampf erhebt, mit wallendem weißen
Haar und Vollbart im schwarzen Kaftan neben seinem Kameraden
an den Knöpfen dreht oder, den Mund ekstatisch aufgerissen,
im schneeweißen Overal mit dem Schriftzug „POND“ auf
der Brust auf die Blechtrommel haut, an der jene Glocke
hängt, die seine Fans nur „Ponderosa“ nennen
POND's erster Live-Auftritt
fand im April 1978 in Görlitz
statt. Die für damalige Verhältnisse
eher ungewöhnlicheZwei-
Mann-Besetzung Wolfgang „Paule“
Fuchs (Schlagzeug) und Manfred
„Manne“ Hennig (Tasten) hatte die
neue Band nach ihrem Ausstieg
bei der Hardrock-Formation BABYLON
im Frühherbst 1977 ins
Leben gerufen und sich eine neue
Musikrichtung auf die Fahnen geschrieben:
Sinfonischen Rock.
Drei Monate nach dem Konzert-
Debüt kam Organist Frank Gursch
dazu, dessen Mitwirkung schon
vom ersten Tage an fest eingeplant
war. In dieser Zeit wurde das Repertoire
vervollkommnet und ausgeweitet;
man beschäftigte sich
von nun an auch mit klassischen
Themen von Mussorgski bis Bach.
Doch nicht nur die Musik war für
das Publikum neu und ungewohnt,
auch die Zusammenstellung der
Musikinstrumente war geradezu
einzigartig: Auf der einen Seite
der erste polyphone Synthesizer
„Polymoog“ und der dazu passende
„Minimoog“, die miteinander
gekoppelt wurden und dadurch nie
zuvor gehörte Soundteppiche erzeugten.
Auf der anderen Seite eine
gewaltige Hammondorgel mit Fußpedalen
und Lesliekabinett, die einen
reizvollen Gegenpart zur synthetischen
Klangerzeugung bildete.
In der Mitte schließlich thronte ein
doppeltes Schlagzeug mit insgesamt
acht Trommeln, sieben Becken und
einer extra angefertigten Kirchenglocke,
eingerahmt von zwei großen
Schweizer Paistegongs.
Es lässt sich leicht denken, dass
dieser beeindruckende Bühnenaufbau
nicht mal eben aus dem Hut
gezaubert werden konnte. Er verschlang
enorme finanzielle Mittel
und musste unter zum Teil abenteuerlichen
Bedingungen aus dem
Westen beschafft werden. Die Einzigartigkeit
POND's und das Staunen
des Publikums landauf, landab
waren der Lohn.
Paule erntwickelte seit Erscheinen
des Albums „Pictures At An Exhibition“
von Emerson, Lake & Palmer
einen starken Bezug zu diesem
Crossoverwerk. Es avancierte zum
Begleiter seiner gesamten musikalischen
Laufbahn.
Folgerichtig wurde das Werk zu
einem der ersten Bühnenstandards
des neu gegründeten Rocktrios
POND und zeitweise sogar mit
dem Cottbuser Sinfonieorchester
bei Schülerkonzerten aufgeführt.
Dennoch dauerte es bis zum 25.
Bandgeburtstag (2003), ehe ‚Pictures
At An Exhibition‘ in Form von
fünf Auszügen (basierend auf der
ELP-Interpretation) auf dem Jubiläumsalbum
„transPONDer“ auch
zu Studioehren kam.
Ein ganz persönliches
Geschenk
Fünf Jahre später machte Paule
sich selbst ein Geschenk, indem er
den gesamten Zyklus, diesmal in
der klassischen Ravel-
Fassung, im Alleingang
adaptierte, neu
einspielte und auf dem
Album „Bilder einer
Ausstellung“ veröffentlichte.
Das Werk wurde
im Juli 2007 vor 5.000
Zuschauern Open Air
uraufgeführt.
Doch damit nicht genug:
Angeregt durch
Peru John, einem
Freund und Wegbegleiter,
machte Paule sich
nun daran, einen eigenen
musikalischen Bilderzyklus
auf die Beine
zu stellen. Das daraus
resultierende Projekt
„Gemälde einer Vernissage“
hatte, in Anlehnung
an das klassische
Werk Mussorgskis,
die Vertonung ausgewählter
Gemälde
von Willi Sitte zum Inhalt,
umfasste letztendlich
zwölf wichtige Arbeiten
des kürzlich gestorbenen
Malers. Paules
persönliches musikalisches
Meisterwerk wird nun – als Highlight
im POND-Jubiläumsjahr – in
einem Crossover-Konzert mit den
Brandenburger Symphonikern und
Paule Fuchs uraufgeführt!
1993 gründete Fuchs sein eigenes
Plattenlabel „PONDerosa Records“,
auf dem heute exklusiv der gesamte
POND-Backkatalog erhältlich ist,
der mittlerweile 13 Alben und das
POND-Buch umfasst.
Das 35jährige Bühnenjubiläum
führt nun die beiden Gründungsmitglieder
Paule Fuchs und Manne
Hennig wieder zusammen. Hennig
war nach seinem POND-Ausstieg
kurz bei Ute Freudenberg und Gruppe
Elefant gelandet, bevor er bei
CITY anheuerte, wo er nun seit
über 30 Jahren die Tasten drückt.
Der Plan, wieder gemeinsam zu
musizieren, existiert schon längere
Zeit, scheiterte aber stets an zeitlichen
Problemen. Doch nun stehen
die Zeichen gut und das Jubiläum
bietet überdies einen perfekten Anlass,
dieses Vorhaben endlich zu
verwirklichen.
Live werden außer
den POND-Hymnen
auch Werke der frühen
Jahre zum Tragen
kommen. Einige
von ihnen sind noch
unveröffentlicht und
wurden extra neu arrangiert.
Als besondere
Überraschung
ist auch ein Special
Mix dabei: Die Hits
der beiden Bands
„Pl ane t enwind“
(POND) und „Am
Fenster“ (CITY) in
einem Titel vereint.